Wettbewerbs- und
Verfahrensmanagement
 

Wettbewerb bauliche Erweiterung für das Städel Museum

Dem Handelsmann und Bankier Johann Friedrich Städel (1728 - 1816) verdankt Frankfurt ein einzigartiges Geschenk: In seinem Testament von 1815 verfügte er die Gründung einer unabhängigen, der Kunst gewidmeten Stiftung und vermachte sein Wohnhaus am Roßmarkt, die darin untergebrachte Kunstsammlung sowie sein Vermögen dem Institut, dem er zwei Aufgaben stellt - eine öffentliche Kunstsammlung zu unterhalten und zu pflegen und die Ausbildung des künstlerischen Nachwuchses zu fördern. Somit war der Grundstein gelegt für zwei bedeutende Einrichtungen in Frankfurt: für das ‚Städel Museum‘ oder offiziell ‚Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie‘ und für die ‚Staatliche Hochschule für Bildende Künste Städelschule‘.
Als älteste Museumsstiftung in Deutschland machte Städel seine weltberühmte Sammlung für das breite Publikum zugänglich. Heute sichert sich das Städel Museum mit der hohen Qualität seiner Sammlung einen Platz unter den großen Museen der Welt, ist eines der bedeutendsten und bekanntesten Kunstmuseen in Deutschland und das wichtigste Kunstmuseum in der Rhein-Main-Region.
Es ist ein „Muss“ bei jedem Frankfurt-Besuch. 700 Jahre europäischer Kunst sind hier versammelt in einer Auswahl aus 2.700 Gemälden, 600 Skulpturen und 100.000 Zeichnungen und Druckgraphiken von Dürer, Holbein und Cranach über Rembrandt, Vermeer, Monet, Van Gogh und Cézanne bis hin zu Matisse und Picasso, Bacon und Baselitz, Serra und Palermo, Richter, Kippenberger und Carsten Nicolai.

Zunächst verblieb die Sammlung Städels in seinem Wohnhaus am Roßmarkt. Seit 1878 ist das Städel Museum in dem von Oskar Sommer, einem Semper-Schüler, errichteten Gebäude am Schaumainkai untergebracht. Seitdem gab es mehrere Etappen des Ausbaus, der Erweiterung, Renovierung und Modernisierung. Nun sind erneut bauliche, räumliche und funktionale Grenzen erreicht, insbesondere da der Aufbau neuer Sammlungsschwerpunkte mit ausgewählten Sammlungskonvoluten beabsichtigt ist. Zudem gibt es im Bestand einige räumliche und technische Unzulänglichkeiten, Mängel im vorbeugenden Brandschutz und in Bezug auf die barrierefreie Erschließung. Absicht ist, das Städel Museum zu erweitern und insgesamt soweit wie möglich zu ertüchtigen.

In diesem Wettbewerb vorangestellten Machbarkeitsstudien wurden die unterschiedlichsten Möglichkeiten der Erweiterung am Standort in enger Abstimmung mit der Stadt Frankfurt in einzelnen Systemvarianten untersucht, um den Rahmen dessen auszuloten, was rechtlich zulässig und funktional erstrebenswert ist.

Die optimale Lösung für diese Aufgabenstellung und der mit der Planung zu beauftragende Architekt sollen über den hier ausgeschriebenen Wettbewerb unter 8 Architekturbüros gefunden werden. Es handelt es sich um einen Realisierungswettbewerb, der jedoch zunächst auf eine tragfähige konzeptionelle Idee zielt und die Klärung spezifischer Einzelfragen insbesondere hinsichtlich der funktionalen Optimierungsmöglichkeiten bzw. Anpassungen im Bestand späteren Planungsphasen überlässt.

Anlass und Ziel des Wettbewerbs sind somit, eine bauliche Erweiterung für das Städel Museum vorzuschlagen und in diesem Zusammenhang Möglichkeiten für die Behebung der Defizite im Bestand aufzuzeigen. Die Erweiterung soll optimale Funktionsabläufe erlauben, sich in den städtebaulichen Kontext einpassen und dem Denkmalschutz Rechnung tragen. In Bezug auf Städtebau und Denkmalschutz geht es darum, das ‚richtige‘ Maß zu finden zwischen dem Respekt vor der historischen Bausubstanz und einer gewissen Repräsentanz, Eigenständigkeit und Auffälligkeit des Neuen. Nicht zuletzt gilt es, das Vermächtnis Johann Friedrich Städels zu wahren als Verpflichtung nicht nur für die Bürger Frankfurts.